Asset Inflation vs. Waren Inflation
Mag. Benedikt Meisl • 2. Dezember 2021
Asset Inflation vs. Waren Inflation und die Gefahr einer Immobilienblase
Unter Inflation verstehen wir eine Verminderung des Geldwertes oder eine Steigerung des allgemeinen Preisniveaus. Als Asset Inflation oder auch Vermögenspreisinflation bezeichnet man einen Preisanstieg bei Vermögenswerten wie Immobilien, Aktien oder Gold. Die Vermögenspreisinflation ist nicht mit der durch den Verbraucherpreisindex (VPI) gemessenen „normalen Inflation“ zu verwechseln. Der Verbraucherpreisindex bildet einen Warenkorb täglicher Konsumgüter ab und umfasst keine Vermögenswerte.
Was wir in den letzten 10 Jahren seit der Wirtschafts- und Finanzkrise beobachten können ist, dass sich diese beiden Inflationsraten stark unterschiedlich entwickeln. Während sich die „normalen Inflation“ für Konsumgüter relativ gleichmäßig bei ca. 2% pro Jahr entwickelt hat, sind Vermögenswerte insbesondere die Preise von Immobilien viel stärker gestiegen. So sind die Zinshauspreise am Wiener Immobilienmarkt um etwa 8% pro Jahr gestiegen. Die sog. Asset Inflation ist also in den letzten 10 Jahren 4 Mal höher als die „normalen Inflation“. Nachdem sich die Löhne stark am Verbraucherpreisindex orientieren und Gehälter deswegen nur moderat steigen führt dies in der Praxis dazu, dass sich die breite Masse der Bevölkerung heute eine Immobilie nur mehr sehr schwer leisten kann.
Wie ist es zu dieser starken Asset Inflation gekommen?
Fiskalpolitische Maßnahmen: Größter Preistreiber scheint die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zu sein. Die mittlererweile viele Jahre andauernde Niedrigzinspolitik (Nullzinspolitik) der EZB führte dazu, dass vor allem institutionelle Investoren wie zB. Pensionsfonds zunehmend nach alternativen Anlagenmöglichkeiten gesucht haben. Klassische Veranlagungsformen wie zB. das Sparbuch oder auch Anleihen bringen heute keine oder sogar negative Zinsrenditen. Deswegen sind Anleger auch bereit höhere Preise und damit auch geringere Renditen bei Immobilien zu akzeptieren.
Finanzierungskonditionen: Mit der Niedrigzinspolitik der EZB sind auch die Zinsen für Finanzierungen gesunken. Was auf den ersten Blick positiv klingt wirkt sich langfristig aber in deutlichen höheren Immobilienpreisen aus. Investoren können sich günstig refinanzieren und sind bereit mehr Fremdkapital aufzunehmen und auch höhere Preis für Immobilien zu bezahlen.
Spekulatives Käuferverhalten: Ein weiterer Risikofaktor für die Entstehung einer Immobilienblase sind Investoren, die am Immobilienboom mitverdienen möchten. Sie kaufen Liegenschaften nicht mit der Absicht sie zu entwickeln und langfristig zu halten (Buy & Hold), sondern diese innerhalb kurzer Zeit wieder mit Gewinn zu verkaufen (Fix & Flip). Dadurch beschleunigt sich die ohnehin hohe Nachfrage und die Preise werden weiter in die Höhe getrieben.
Geringe Bautätigkeit:
Gerade in städtischen Regionen ist Bauland knapp. Dadurch kann nicht ausreichend neuer Wohnraum geschaffen werden, um die hohe Nachfrage zu befriedigen. In urbanen Gegenden steht dem begrenzten Angebot häufig eine überdurchschnittliche Anzahl an Kaufinteressenten gegenüber.
Bevölkerungswachstum: Steigende Bevölkerungszahlen und der starke Zuzug von Menschen in größere Ballungsräume, können die Immobilienpreise zusätzlich befeuern.
Aufgrund der zu erwartenden schlechten wirtschaftlichen Entwicklung der Gesamtwirtschaft durch die Corona Krise, ist nicht zu erwarten, dass sich an der Zinspolitik der EZB etwas ändert. In wie weit der Spagat zwischen den hohen Immobilienpreisen und der verhältnismäßig schlechten Entwicklung der Arbeitseinkommen in Zukunft noch weiter auseinander gehen kann wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen. Käufer sollten jedenfalls bei einem Immobilienkauf sehr vorsichtig sein.

Budgetsanierung 2025/2026 – Wie Österreich 15 Milliarden Euro eins paren will Die österreichische Regierung plant ein umfassendes Sparpaket, um das Defizit zu senken und das Budget zu sanieren. Insgesamt sollen über zwei Jahre rund 15 Milliarden Euro eingespart werden – über Steuererhöhungen, Kürzungen und kreative Verwaltungslösungen. Die wichtigsten Maßnahmen im Überblick: Steuern & Abgaben Kalte Progression : Das dritte Drittel wird nicht mehr abgegolten → +440 Mio. €. Tabak- & Glücksspielsteuer : Steigen deutlich → +516 Mio. € bis 2026. Bankenabgabe & Beitrag der Energiekonzerne : +550 Mio. € jährlich. Bundesgebühren : z. B. Reisepass verteuert sich voraussichtlich auf rund 109 €. Mehr Einnahmen aus Staatsbeteiligungen (z. B. OMV): +1,3 Mrd. € bis 2026. Neue Steuermaßnahmen im Immobilienbereich Umwidmungszuschlag : Ab 1.7.2025 wird bei der Veräußerung von umgewidmetem Grund (z. B. Grünland → Bauland) ein Zuschlag von 30 % auf den Gewinnanteil eingeführt. → Gilt für Umwidmungen ab 1.1.2025. → Einkünfte werden mit dem tatsächlichen Veräußerungserlös gedeckelt, um Überbesteuerung zu vermeiden. Grunderwerbsteuer bei Umgründungen : Immobiliengesellschaften zahlen künftig 3,5 % vom gemeinen Wert bei Umgründungen (z. B. Verschmelzungen), statt bisher 0,5 % vom Grundstückswert. → Inkrafttreten: 1.7.2025 – Umstrukturierungen sollten bis 30.6.2025 abgeschlossen werden. Verwaltung & Ministerien: Sparen mit Kreativität 1,1 Mrd. € (2025) und 1,3 Mrd. € (2026) sollen Ministerien einsparen. Weniger Dienstreisen, PR, IT-Verschiebungen. Erhöhung von Gebühren (z. B. Gerichtsgebühren). Familienbeihilfe für Ukrainer fällt ab Nov. 2025 weg. Keine automatische Anpassung der Familienleistungen ab 2026. Klimaschutz & Mobilität: Förderungen gestrichen Klimabonus entfällt → spart 4 Mrd. € über zwei Jahre. Klimaticket wird teurer: +200 € in zwei Schritten. Umweltförderungen gestrichen : 1,37 Mrd. € weniger bis 2026. Keine Förderung mehr für E-Autos , wohl aber für Ladeinfrastruktur. Förderprogramm „Raus aus Öl & Gas“ endet – Nachfolger ab 2026 geplant. Kürzungen auch bei Industrietransformation & Gebäudesanierung. Soziales, Pensionen & Gesundheit Frühpension erschwert : vor allem bei langen Versicherungszeiten. Krankenversicherungsbeiträge für Pensionisten steigen : von 5,1 % auf 6 %. E-Card-Gebühr steigt: von 13,80 € auf 25 € pro Jahr. Bildungskarenz bereits abgeschafft. Ältere Arbeitnehmer sollen länger arbeiten → Beschäftigungspaket soll gegenfinanziert sein. Sport, Kultur & Stiftungen Kürzungen bei Sport (–15 Mio. €) und Kultur (–10 Mio. €) . Privatstiftungen : Zuwendungssteuer steigt ab 1.1.2026 von 2,5 % auf 3,5 % . Stiftungsprivileg bleibt erhalten (Übertragung stiller Reserven nach § 13 Abs. 4 KStG). Trotz der massiven Einsparungen wird das Budgetdefizit nur langsam sinken – für das Jahr 2026 rechnet das Finanzministerium weiterhin mit einem Defizit von 4,2 Prozent. Österreich wird daher voraussichtlich bis Ende 2028 unter dem Defizitverfahren der EU-Kommission stehen. Viele der angekündigten Maßnahmen sind derzeit noch nicht gesetzlich umgesetzt oder im Detail geregelt, was eine verlässliche Einschätzung der tatsächlichen Auswirkungen erschwert. Besonders für Haushalte und Unternehmen bleibt unklar, wie stark sie die einzelnen Schritte konkret treffen werden. Auch auf Länderebene werden umfassende Sparpakete notwendig sein, um den Budgetzielen näherzukommen – hier stehen die konkreten Pläne allerdings noch aus. Die nächsten politischen Meilensteine stehen bereits bevor: In der Plenarsitzung des Nationalrats vom 16. bis 18. Juni 2025 sollen die Budgetgesetze beschlossen werden. Die meisten Maßnahmen sollen dann mit 1. Juli 2025 in Kraft treten. Bis dahin bleibt Zeit für politische Diskussionen – und für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger, sich auf Veränderungen einzustellen.